18 Juni 2016

Gluten-Tiere und Kükenschreddern #christinazetert

Woher kommt eigentlich diese Assoziation, dass Gluten und Weizen nicht vegan sind? 


Seit gut acht Monaten ernähre ich mich jetzt vegan und habe so ziemlich alle Reaktionen dafür kassiert, die man sich vorstellen kann: hochgezogene Augenbrauen, gezwungene Akzeptanz, (halb-)ehrliches Verständnis, Interesse, aber auch In-Your-Face-Beleidigungen und verbale Ohrfeigen. Alle schön und gut, jedem das Seine. Aber egal was das Gegenüber davon hält oder auch nicht hält, es ist immer Gesprächsthema. 

Was mich allerdings immer wieder verwundert, ist, wie oft gedacht wird, dass Gluten und Weizen generell nicht vegan sind? Also ich meine, ich war am Anfang auch überrascht, dass wirklich in den meisten Broten weder Butter, Milch noch Eier drin sind und sie deshalb vegan-freundlich sind, aber ernsthaft Gluten? Rettet die armen Gluten-Tiere und so. Die werden ganz schlimm ausgebeutet und die Gluten-Babytiere werden auch geschreddert - ganz schlimm und so. Deswegen werden Veganer übrigens auch nicht satt, weil bis auf Reis und Gras ja nichts gegessen werden kann :P

Apropos Küken-Schreddern: An dieser Stelle können wir auch mal kurz darüber nachdenken, was wir davon halten, dass in Deutschland das Schreddern von Küken weiterhin mit dem Tierschutz vereinbar ist, die USA aber bis 2020 damit aufhören. wollen Also die wollen sie dann für Medikamente und als Tiernahrung verwenden, aber hey: Babysteps. 

Zurück zu der grauenhaften Massentierhaltung von den armen Gluten-Tierchen. Solche falsche Auffassungen zeigen einfach nur, dass zu Viele Veganismus als kurzlebigen Trend ansehen und sich nicht den Auswirkungen in andere Bereich bewusst sind oder werden wollen. Dadurch, dass der Veganismus automatisch in die Kategorie "Ernährungstrend" eingeordnet wird, geht die Botschaft verloren. 

Natürlich gibt es die Mitgänger-Hipster-Veganer - quasi die Veganster - die aufgrund des Coolness-Faktors und der #Instagramworthy-keit mitmachen. Aber im Endeffekt, spukt es im Hinterkopf doch immer, dass es gut für die Tiere und die Umwelt ist. Ein Aspekt, der im Vergleich zum Gesundheitsgrad einfach eindeutig und indiskutabel ist. Wer was gesund findet, wem was fehlt, etc. - das sind Meinungen und Auffassungen, darüber kann man streiten und seinen eigenen Weg finden, aber die Tatsache, dass Massentierhaltung gar nicht mal so toll ist und Hauptversucher der globalen Erwärmung und damit des Klimawandels ist - das sind Fakten und keine Meinungen. 

Vegan-Sein ist halt nicht wie Verzicht auf Weizen, Clean-Eating, Paleo, Bliblablubb eine persönliche Entscheidung und Überzeugung, sich selbst was Gutes zu tun und so "gesund" wie möglich zu leben, sondern auch der Umwelt und den Tieren etwas Gutes zu tun. Diese Aspekte gehen aber aufgrund der vielen und übertriebenen Ernährungshypes völlig verloren - und natürlich auch aufgrund des altbekannten Anti-Vegan-Schutzschilds: Einfach gar nicht erst daraufeinlassen. Dann muss man nicht darüber nachdenken und die Gefahr, dass man den Sinn entdeckt und dann tatsächlich vielleicht etwas ändern müsste, kommt gar nicht erst auf. Und deswegen vergisst man lieber die Bedeutung des Veganismus, schaltet die Stimme im Kopf aus und assoziiert es mit dem nächsten Ernährungstrend.

Da kann man schon mal kurz vergessen, dass für Mehl kein Tier sterben musste. Also wenn wir damit aufhören könnte, das wäre toll.